Beschreibung
Schimmelpilze sind keine wissenschaftlich systematische Einheit. Sie sind Pilze ohne auffällige Fruchtkörper, ihre Vermehrung findet mittels Sporen statt, die an die Luft abgegeben werden. Sie sind anspruchslos und anpassungsfähig, für Vermehrung und Wachstum brauchen sie Feuchtigkeit, Wärme und geeignete Nährböden. Pilzsporen gibt es überall: in der Luft, im Teppich, in Polstern, auf Oberflächen, in Schränken, im Staub... Dort überdauern sie lange Zeit, bis sich ein guter Nährboden findet: feuchte Tapeten, nasse Wände, schlecht gelüftete Räume, aber auch Menschen sind optimal. Einige Arten wachsen sogar auf Kunststoffen recht gut.
Es gibt ca. 250 000 bekannte Pilze und nur ein kleiner Teil davon ist unter bestimmten Bedingungen schädlich für den Menschen. Zusammen mit den Bakterien sind sie für den Abbau von abgestorbener Biomasse verantwortlich.
Pilze können nicht erst gefährlich werden, wenn sie deutlich sichtbar sind, ihre Sporen sind allgegenwärtig. Beim Lüften gelangen Schimmelpilzsporen aus der Außenluft in geschlossene Räume und wachsen dort auf durchfeuchteten Baumaterialien sehr rasch: die Sporenkeimung beginnt nach 12 Stunden, das Wachstum nach 24 Stunden. Durch Tapete, Kleber, Anstrichfarben und Putz sind genügend Kohlenstoff- und Stickstoffquellen als Nahrung vorhanden.
Schimmelpilze finden häufig auch in Klimaanlagen ideale Wachstumsbedingungen vor und können dadurch die Raumluft stark belasten.
Häufige Schimmelpilzspezies sind:
Penicillium, Aspergillus, Cladosporium, Mucor, Fusarium, Alternaria und Rhizopus.
Pilze und Bakterien kommen überall in der Umwelt vor und werden unter normalen Bedingungen ohne auffallende Reaktionen vom menschlichen Organismus toleriert.
In geschlossenen Räumen können Schimmelpilze auf verschiedene Weise für den Menschen gesundheitsschädlich wirken.
Pilzsporen und luftgetragene Keime können Erreger von Pilzerkrankungen (Mykosen) sein. Mykosen durch Schimmelpilze wurden bisher allerdings nur bei stark immungeschwächten Personen beobachtet, und da im speziellen bei alten Menschen und kleinen Kindern. Bei diesen kann es zu sehr ernsten Erkrankungen kommen.
Die Sporen der Schimmelpilze gehören zu den wichtigsten Innenraumallergenen. Sie verbreiten sich im Innenraum, binden sich an Feinstäube, die als Schwebstaub in der Innenraumluft vorhanden sind und können so allergische Reaktionen auslösen. Ausschläge, Hautjucken, Schleimhautschwellungen, Bindehautentzündung, Kreislaufstörungen, Muskelschmerzen, Atemnot, allergisches Asthma, Husten, Fieber, Schüttelfrost, Thrombosen und vieles mehr sind mögliche Krankheitsbilder.
Bestimmte Schimmelpilze können sehr potente Giftstoffe (Mykotoxine) produzieren. Diese sind hauptsächlich in den Sporen enthalten und können, wenn sie an die Luft abgegeben werden, zu einer signifikanten Luftkontaminierung beitragen. Sie sind höchstwahrscheinlich Verursacher von unspezifischen gesundheitlichen Problemen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schleimhaut-reizungen, Konzentrationsstörungen und erhöhte Infektanfälligkeit. Auch ein Zusammenhang zwischen Aflatoxinaufnahme mit der Nahrung und dem Auftreten von Leberkrebs ist bewiesen.
Für toxische Reaktionen, die bei mycotoxin-bildenenden Schimmelpilzen in sehr hohen Sporenkonzentrationen beobachtet werden, ist auch der Begriff Mykotoxikose gebräuchlich.
Manchmal lassen sich die Erkrankungen, die nach Schimmelpilzexposition festgestellt werden, nicht klar zwischen Allergien und toxischen-entzündlichen Erkrankungen abtrennen. Verschiedene Krankheitsbilder stellen möglicherweise eine Kombination dar.
Werden feuchte Fußböden und Wände nach Wasserschäden nicht getrocknet, verdunstet das Wasser nur langsam (behindert durch z.B. relativ dampfdichte PVC-Fußbodenbeläge oder Latexfarbe). Wand- und Fußbodenmaterial sind somit noch etliche Monate feucht, was zu einem Schimmelpilzbefall in der Dämmlage unter dem Estrich oder auch direkt unter Bodenbelägen bzw. Tapeten führen kann. Solche Schäden werden oft nicht bemerkt, da der Schimmel nicht sichtbar auftritt. Erst durch den Einsatz eines Schimmelpilzhundes oder eine Luftkeimmessung lässt sich dieser Schimmelbefall nachweisen.
Nach Wasserschäden, Überschwemmungen etc. sind die ausführenden Firmen unbedingt auf die Problematik eines möglichen Schimmelpilzbefalls der durchfeuchteten Stellen anzusprechen. Eine gründliche Untersuchung, die aus einer ausführlichen Gebäudeanamnese (Erfassung aller relevanten Parameter zur Wohnsituation), einer visuellen Inspektion der Wohnräume (Innenräume und Außenwände, mögliche Wasserflecken) und Feuchtemessungen (in Raumluft und Baumaterialien, Suche nach feuchten Stellen hinter Wandverkleidungen, Fußbodenbelägen, Keramikfliesen... mittels Messgerät) besteht, ist ratsam. Bei Schimmelpilzbefall werden Proben entnommen (Oberflächen- oder Materialproben bei sichtbarem Befall, Luftproben bei verstecktem Befall), lebensfähige Keime und auch nicht-lebensfähige Keime, da auch Sporenbruchstücke gesundheitlich relevanten Allergene sind, werden im Vergleich zur Außenluft analysiert. Vorhandene Pilz- und Bakterienarten werden identifiziert, sowie ihre Anhäufung und das daraus resultierende Gesundheitsrisiko bestimmt.
Die Sanierung von befallenen Gebäudeteilen ist nicht unproblematisch.
Das Absaugen von Schimmelpilzen ist nur sinnvoll, wenn der Staubsauger über einen geeigneten Filter verfügt, der Mikroorganismen wirklich zurückhält. Andernfalls wirbelt er die Sporen in der Raumluft umher und richtet unter Umständen größeren Schaden an.
Auch Abwaschen sollte man Schimmel nur, wenn man weiß, mit welcher Gattung man es zu tun hat. Es gibt kein Mittel, das gegen alle Arten von Schimmelpilzen geeignet ist. Schimmelpilze sind die reinsten Chemiekünstler, was den einen absterben lässt, eignet sich für andere als Nahrung. Erst nach einer erfolgreichen Identifizierung des Schimmelpilzes kann diese Bekämpfungsmaßnahme erfolgreich verlaufen.
Liegt die Ursache für den Schimmelpilzbefall in feuchtem Baumaterial, muss dieses vom Fachmann getrocknet werden. Die belasteten Materialien (z.B. Tapeten) müssen entfernt und die freigelegten Flächen sollten anschließend desinfiziert werden. Beim Wiederaufbau der Wand kommen am besten ein mineralischer Putz sowie Kalk- oder Wasserglasfarbe zum Einsatz, da so ein Untergrund entsteht, der den Pilzen alles andere als geeignete Lebensbedingungen bietet.
Oft geht mit Schimmelpilzbefall Fäulnis einher, was manchmal schon durch Modergeruch erkannt werden kann. Sind tragende Bauteile davon betroffen, herrscht Einsturzgefahr! Die Erneuerung der betroffenen Teile ist somit unumgänglich.